Ein Reisebericht

Nachhaltige Familienentwicklung durch Starthilfen

 
 

Familiäre Entwicklung durch die Vergabe von Starthilfen ist ein Ansatz, den wir bereits in vielen Projekten mit sehr gutem Erfolg umgesetzt haben. So auch in Teknaf im äußersten Südosten Bangladeschs, wo wir uns erst kürzlich persönlich von der Wirksamkeit überzeugen konnten.

Teknaf liegt im Distrikt Coxʼs Bazar, wo seit 2017 mehr als 900.000 Rohingya Flüchtlinge aus dem Nachbarland Myanmar angesiedelt wurden. Dieser enorme Bevölkerungszuwachs hat zu Verteilungskonflikten zwischen den Flüchtlingen und den Aufnahmegemeinden geführt. Seither bestehen nur noch geringe Einkommensmöglichkeiten für die einheimische Bevölkerung, die in aller Regel auch keinen Zugang zu Kapital haben.

Durch die Vergabe von Starthilfen werden die wirtschaftlichen Grundlagen der Familien stabilisiert und Spannungen zwischen beiden Gruppen abgebaut. Die Starthilfen werden im Rahmen eines „Familienentwicklungsansatzes“ vergeben. Dieser beinhaltet eine individuelle Förderung ärmster Familien im ländlichen Raum. Im Gegensatz zur herkömmlichen Vergabe von Kleinkrediten steht nicht nur die Verbesserung der Einkommenssituation im Vordergrund, sondern die allgemeine Lebenssituation der gesamten Familie.

Ehepaare definieren gemeinschaftlich Ziele und entwickeln vor Ausgabe der Starthilfen mit Unterstützung der lokalen Partnerorganisation einen individuellen Familienentwicklungsplan.

Der Geldbetrag wird je nach Einsatzzweck vergeben und beträgt im Schnitt 150,- Euro. Die Familien verwenden die Hilfen für ortsübliche Einkommensquellen.

Die Starthilfen müssen in der Regel innerhalb eines Jahres zurückgezahlt werden. Familien, die zum Beispiel ein Reisfeld bestellen, zahlen ihre Rate nach Verkauf der Ernte. Familien mit einer Milchkuh können wöchentliche Raten zahlen.

Auf unserer Projektreise hat mich eine Frau, die aus einfachen Verhältnissen stammte und mit Hilfe von Starthilfen ihre außergewöhnlich innovative Idee einer Pilzzucht verwirklicht hat, besonders beeindruckt. Mit ihrem mittlerweile sehr erfolgreichen Kleinunternehmen hat sie sogar mehrere zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und sorgt so für das Einkommen weiterer Familien.

 

Starthilfen ermöglichten die eigene Pilzzucht.

 

Die Erfahrung mit Starthilfen hat uns gezeigt, dass durch eine mehrjährige Förderung die Einkommenssituation der Familien so weit verbessert wird, dass sie neben der Sicherung ihrer Grundbedürfnisse sogar ihre Kinder in die Schule schicken und einfache Gesundheitsdienste bezahlen können.

Andreas Unbehauen